Ich bekomme in letzter Zeit immer Wieder E-Mails zum Thema E-Rechnung und wollte mich jetzt einmal erschöpfend zum Thema äußern.
Was das Rechnungen schreiben angeht...
Mir erscheint es im Moment oft noch als etwas nerdige Unternehmung, wenn ich mitbekomme, dass jemand das umsetzt. Nichtsdestotrotz gibt es Fälle, wo z.B. öffentliche Auftraggeber E-Rechnungen einfordern. Wo das aber nicht passiert, würde ich meinen, dass man sich nicht übermäßig beeilen muss seinen Kunden E-Rechnungen anzubieten, denn so richtig ernst wird es erst 2027. Bis dahin kann man in die eigenen AGB einfach hineinschreiben, dass es keine E-Rechnungen gibt. Natürlich ist es auch nicht sinnvoll, bis zum letzten Moment zu warten und dann ganz hektisch umzustellen. Wer kein E-Rechnungs-Update für die eigene Faktura mehr bekommt (oder Rechnungen sogar noch mit Word schreibt) kann sich gern Fakturama anschauen. Das ist, wie EC&T, freie Software und kann out-of-the-box E-Rechnungen.
Rechnungen empfangen, prüfen und archivieren
Gelegentlich kommt die Frage, ob EC&T E-Rechnungs-Unterstützung bekommt. Das ist zwar nicht genuin die Aufgabe einer Fibu aber ich spiele tatsächlich mit dem Gedanken eines Plugins für EC&T, mit dem man Eingangsrechnungen per drag&drop in einen "elektronischen Schuhkarton" packen kann und mit dem ein halbautomatischer Prüfprozess angestoßen wird und danach eine GoBD-konforme Archivierung stattfindet. Werden Rechnungen dort als bezahlt markiert, wird bei Ist-Versteuerern eine entsprechende Buchung angelegt.
Aber das ist Zukunftsplanung. Im Moment erfordert es noch ein bisschen Handarbeit.
Rechnungen prüfen
E-Rechnungen sind oft hybride PDFs und bestehen aus einem menschenlesbaren Teil, bei dem ein maschinenlesbarer Teil im sogenannten XML-Format unsichtbar eingebettet ist. Tatsächlich ist das Format immer ein spezielles XML-Unterformat, das ZUGFeRD oder Faktur-X heißt aber das soll hier erst mal nicht interessieren. Normale PDF-Viewer können dieses XML üblicherweise noch nicht darstellen und für das menschliche Auge ist es auch nichts. In einem Texteditor dargestellt sieht es ungefähr so aus (bitte nicht erschrecken, sondern einfach runterscrollen):
Trotzdem muss ich beim Erhalt von E-Rechnungen prüfen, ob der menschenlesbare Teil mit dem maschinenlesbaren korrespondiert, denn im Zweifel gilt der maschinenlesbare Teil. Dazu gibt es spezielle E-Rechnungs-Anzeigeprogramme wie z.B. die freie Software veraPDF (Achtung: erst in Prototyp-Phase) oder Quba-Viewer (schon ausgereift), die man sich herunterladen und installieren muss. Außerdem sollte man sich einen Dateisystem-Ordner für elektronische Belege wie E-Rechnungen anlegen, in denen man diese grundsätzlich speichert, wenn sie z.B. als E-Mail-Anhang eintreffen -- am Besten für jedes Buchungsjahr eines. Dort kann man die E-Rechnung via Windows-Explorer -> rechte Maustaste -> "Öffnen mit" anklicken und erhält eine Auswahl an Programmen, mit dem man die Datei öffnen soll:
Quba ist leider etwas versteck und muss über "wählen Sie eine andere App auf Ihrem PC aus" ganz unten ausgegraben werden:
Danach bekommt man Quba beim "Offnen mit" in der Hauptliste präsentiert.
Wer Quba generell für PDFs benutzen möchte, kann auch den "Immer"-Knopf wählen. Dann kann die E-Rechnung auch mit Doppelklick geöffnet werden.
Quba stellt E-Rechnungs-PDFs schön mit dem menschenlesbaren Teil auf der linken Seite und eine aufbereitete Darstellung des maschinenlesbaren Teils auf der rechten Seite dar:
Was vielleicht eher als die Prüfung von E-Rechnungen in den Aufgabenbereich einer Buchhaltungssoftware wie EC&T fällt ist die veränderungssichere Archivierung von E-Rechnungen gemäß GoBD. Ich plane da was, damit man elektronische Dokumente an Buchungen anhängen kann. Aber für eine Sofortlösung habe ich eine kleine App für Windows bzw Window-on-ARM namens GoBDify gebaut -- nach dem Zweck GoBD benannt. Hier geht's zur Homepage, wer sich für die tiefergehenden technischen Details und den Quellcode interessiert oder Feedback, Fehlerberichte oder Featurewünsche hinterlassen möchte.
Die App macht nichts anderes als in einem Ordner nach neuen Dateien zu suchen und diesen einen Zeitstempel eine Zertifizierungsstelle (CA) zu verpassen. Dabei werden aber nicht etwa die Dateiinhalte an die Zertifizierungsstelle gesandt, sondern lediglich eine kryptographische Quersumme (hash), die sich nicht "erraten" lässt. Bestehende Dateien werden dabei jedes mal geprüft, ob an ihnen manipuliert wurde. Somit kann der für die GoBD-Konformität nötige Nachweis der Veränderungssicherheit erbracht werden. Das funktioniert natürlich nur, wenn man den Ordner mit den elektronischen Belegen regelmäßig abstempeln lässt -- und nicht erst kurz vor einer Prüfung.
Jetzt noch zu ein paar technischen Details für alle, die nicht auf den Homepage-Link klicken mögen...
Beim Timestamping werden zwei Dateien erzeugt:
1. Einmal eine .sha256sum-Datei (sha256 ist der Name des Hash-Algorithmus), in der alle bisher noch nicht gehashten elektronischen Belege im Archivordner mit Hash und Dateinamen aufgelistet werden, wobei auch die zuletzt erzeugte .sha256sum-Datei enthalten ist. Somit wird praktisch eine sog. Blockchain erzeugt, mit der verhindert wird, dass Dateien im Archivordner einfach gelöscht werden können, ohne dass es auffällt.
2. Als Zweites wird eine .sha256sum.tst-Datei erzeut, die eine von der Zertifizierungsstelle erstellte kryprographische Signatur über den Hash der bei Punkt 1 erzeugten Hash-Datei nebst Timestamp enthält.
Für die Prüfung interessant ist, dass sie sich nicht auf GoBDify verlassen muss, sondern zusätzlich externe Tools einsetzen kann, um die Veränderunssicherheit zu auditieren. Hinweise dazu, wie das geht, stehen am Anfang jeder .sha256sum-Datei.
Ich plane die App für alle gängigen Desktop- und Mobile-Betriebssysteme zu veröffentlichen, sobald ich eine hübschere Benutzeroberfläche und ein paar weitere Features eingebaut habe. Da sich zunehmend die Auffassung verbreitet, dass Fibu-Datensätze (bzw. einzelne Buchungsperioden daraus) selbst 'Belege' seien, überlege ich außerdem, wie ich den Mechanismus in EC&T anwenden kann, damit EC&T-Buchungsdateien out-of-the-box "GoBD-konform" werden. Bis dahin könnte man etwa GoBDify auf EC&T-Backup-Verzeichnisse anwenden und so einen Schnappschuss der EC&T-Buchhaltung zu einem bestimmten Zeitpunkt nachweisen.
Bearbeitet von mielket am 31.01.2025 15:50:47
Da ich in Zukunft meine Steuer wieder selbst mache, muss ich mich umschauen wie ich das alles zeitgemäß hinkriege. ECT war bisher mein Schuhkarton, alles "Komplizierte" machte mein Steuerberater. Es freut mich daher zu lesen, daß Du ECT weiterentwickelst.
Eine Frage zu Fakturama: Die letzte Version ist aus 2022. Wird das noch gepflegt?
Für mich persönlich und für die Zukunft von EC&T von hoher Relevanz: In ca. fünf Jahren sollen alle Buchhaltungsprogramme CE-Zertifizierungen brauchen. Ich habe ein bisschen Zweifel, ob das im Rahmen eines Hobbyprojekts zu stemmen sein wird -- wir werden sehen.
Da bin ich mal froh, dass ich zum Jahreende meine Selbständigkeit beende. Der elektronische Aufwand der da ansteht steht für mich in keinem Verhältnis mehr.
Gerne werde ich aber hier noch mitlesen und wenn möglich User unterstützen.
Mit besten Grüßen vom Ammersee
Thomas
Personalmanagement Thomas Riemann
Wenn sich das erst mal eingeruckelt hat, kann es auch weniger Aufwand bedeuten. Ideen wie "ach gib uns all Deine Rechnungen, wir machen Dir dann eine vorausgefüllte Steuererklärung fertig" sind schon verführerisch. Andererseits ist die Aussicht auf einen orwellschen Überwachungsstaat nicht übertrieben, wenn jede Rechnung innerhalb von zehn Tagen auf Big Brother's Server hochgeladen werden muss. Aber wenn es so mit der Digitalisierung hierzuLande läuft wie gewohnt, bedeutet es wohl wirklich Mehraufwand.
Naja, bin gespannt, ob die Suppe noch so heiß ausgelöffelt werden muss, wie es gerade in den Köpfen des Finanzministeriums gekocht wird.
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Thomas R
26.07.2025 18:26:06
@kkoefteg Steuernummer ohne Querstriche eingetragen?
kkoefteg
25.07.2025 18:02:09
Hallo,
Ich bekomme die Fehlermeldung "Die Steuernummer in ECT-Einstellung ist ungültig", wenn Ich ÜER 2024 über "Elster Export" an das Finanzamt übertragen möchte. Kennt ihr das
Thomas R
15.07.2025 14:19:20
@Suza Welcher Button genau. In der Regel kann man das durch klicken auf den kleinen Pfeil im Button dann einstellen.
Suza
14.07.2025 16:07:07
Hallo,
Mein Saldo Buttom zeigt nur 2 Quartale, wie kann ich das ändern?
mabuse
09.07.2025 16:47:41
@mielket deutsches Tastaturlayout. Allerdings englisches MacOS System. Hab ne Lösung gefunden, schreib ich ins Forum
mielket
07.07.2025 10:08:00
@mabuse Nein, nicht bekannt. EC&T benutzt den Dezimaltrenner des Betriebssystems. Ist es vielleicht ein Mac mit englischen Sprache?
mabuse
05.07.2025 21:15:20
Ist bekannt, dass auf Mac ein Komma in einer Buchung ignoriert wird? 12,30 = 1230
Stattdessen muss ich einen Punkt angeben.
Version 3.4, MacOS 15.5
@mycomeu ansonsten macht eine summen- und saldenliste nur sinn in einer doppelten buchführung.
Thomas R
12.06.2025 16:16:51
@mycomeu Da der Anfangsbestand in der EUR immer 0,00€ ist geht das über Button Journal > Sortierung nach Konten oder über Button Konto.
Palindrom
12.06.2025 14:22:43
Werden mittlerweile für Reverse Charge RE automatisch Buchungssätze für die Steuer (USt/VSt) erstellt?
mycomeu
12.06.2025 09:02:59
gibt es eine summen und saldenliste im programm
mielket
11.06.2025 10:44:47
Nein, Neuinstallations- Voodoo hilft hier wohl nicht, nur ein vernünftiges Datenverzeichnis einzurichten hilft.
oekolog
10.06.2025 14:51:03
danke für die Nachricht kann ich durch eine Neuinstallation mit einem neuen Buchungsdatei wieder anfangen?
mielket
10.06.2025 14:25:14
Mein Verdacht: Datenverzeichnis falsch eingestellt und das Programm versucht die Buchungsdatei im von Windows geschützten Programmverzeichni s zu speichern.